Dieser Umstellungsprozess beginnt bei den meisten Erwachsenen wenn die Zufuhr von Kohlenhydraten auf unter 60g pro Tag reduziert wird gemeinsam mit einer mäßigen Aufnahme von Eiweiß. Nach ein paar Wochen in diesem Zustand steigt die Plasmakonzentration des primären Ketonkörpers Beta-Hydroxybutyrat (BOHB) - Acetoacetat und Aceton sind die anderen beiden - auf über 0,5 mmol/L. Ab diesem Keton-Level, der zehnmal höher ist, als jener von Kohlenhydrat-Essern, beginnt das Gehirn einen großen Teil seines Energiebedarfs aus BOHB zu decken, was zu einem entsprechend niedrigeren Glukose-Bedarf führt.
Bei weiterer Reduktion von Kohlenhydraten auf unter 50g pro Tag steigt das Serum-BOHB infolge geringerer Insulinausschüttung weiter. Weil aber durch Eiweiß-Aufnahme mit der Nahrung einerseits und andererseits durch die Beta-Ketone selber die Insulinausschüttung in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse auch angeregt wird, kann ein Serum-BOHB-Level von 3,0 mmol/L kaum überschritten werden (bei ca. 20g KH und 75-150g Eiweiß pro Tag). In der sog. Hunger-Ketose (keine KH, kein Eiweiß) können Werte um die 5,0 mmol/L erreicht werden.
Der Bereich von 0,5 bis 5,0 mmol Beta-Ketonen (Ketonzone) ist eine normale physiologische Antwort des Körpers auf die Einschränkung von Kohlenhydraten und Mäßigung bei der Eiweiß-Aufnahme. Diese Antwort nennt man "Ernährungsketose" (Nutritional Ketosis) und ist verbunden mit Stoffwechselanpassungen, die es ermöglichen, den Körper in einem stabilen Zustand der Energie-Regulation zwischen den Organen zu halten. Dieser Prozess ist davon abhängig, dass die Bauchspeicheldrüse genügend - wenn auch in geringem Umfang - Insulin produzieren kann, damit die Beta-Ketone in dem Bereich bleiben, der notwendig und ausreichend ist, um Glukose als Energielieferant zu ersetzen und den Säure-Basen-Haushalt des Blutes nicht zu beeinträchtigen.
Ernährungsketose ist also per Definition ein wünschenswerter metabolischer Zustand, der dem menschlichen Stoffwechsel die Flexibilität gibt, auf Hunger oder Wechsel der Verfügbarkeit von Nährstoffen zu reagieren.
Die optimale Ketonzone liegt im Bereich von 1,25 bis 2,75 mmol/L. Werte über 3,0 mmol/L bringen keinen zusätzlichen Nutzen.
Im Gegensatz dazu ist die "Diabetische Ketoazidose" ein instabiler und gefährlicher Zustand, der dann eintritt, wenn die Bauchspeicheldrüse kein Insulin produzieren kann. Das passiert bei Typ-1 oder "späten" Typ-2 Diabetikern, deren Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse ausgebrannt sind. In diesem Umfeld unzureichenden Insulins - wenn keines von außen zugeführt wird - steigt der Beta-Keton-Level auf 15 - 25 mmol/L und führt bei meist gleichzeitiger hoher Blutzucker-Konzentration zu einer gefährlichen Veränderung des Blut-pH-Wertes. Leider werden diese beiden grundverschiedenen Zustände von der breiten Öffentlichkeit und auch oft von Ärzten und Ernährungsberatern nicht unterschieden oder sind nicht bekannt.
Aber auch für Diabetiker, die Insulin-pflichtig sind, bringt die Ketogene Ernährung erhebliche Vorteile. Wichtig dabei ist allerdings, dass sie mit dem Diabetes-Therapeuten abgestimmt wird!
Quellen:
The Art and Science of Low Carbohydrate Living: An Expert Guide to Making the Life-Saving Benefits of Carbohydrate Restriction Sustainable and Enjoyable - Autoren: Stephen Phinney & Jeff Volek
The Art and Science of Low Carbohydrate Performance - Autoren: Stephen Phinney & Jeff Volek
Ernährungsketose (Nutritional Ketosis)
Der Zustand der Ernährungs-Ketose stellt einen fundamentalen Wechsel in der Selbstregulation (Homeostase) der Energiebereitstellung des Organismus dar und zwar weg von Glukose als primäre Energiequelle. Dieser Wechsel ist die Anpassung (Keto-Adaption) des Hormon- und Enzym-Systems des Körpers sowie des Energieaustausches zwischen Körperorganen um den größten Teil des täglichen Energiebedarfs aus Fett abzudecken - entweder direkt aus Fettsäuren oder indirekt über Ketonkörper, die in der Leber aus Fett hergestellt werden.
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